Quartalsbericht 2. Quartal 2022
Die steigenden Zinsen und Ängste vor einem Abwürgen der Wirtschaft lasten weiterhin auf den Aktienmärkten. Für eine Beruhigung fehlen die nötigen Ruhepausen. Die Anleger sind somit im Dauerstress. Und diese fehlende Ruhe macht sich zunehmend in Verleiderverkäufen bemerkbar.
Die Notenbanken haben reagiert
Der Ausverkauf an den Bond- und Aktienmärkten hat in letzter Zeit nochmals an Intensität zugelegt. Die kräftige Zinserhöhung der US-Notenbank um 75 Basispunkte und die Ansage, die Geldpolitik nun rasch in den restriktiven Bereich zu führen, hat an den Finanzmärkten zu einer Neubeurteilung der geldpolitischen und konjunkturellen Perspektiven geführt. Ausser der Bank of Japan und der Europäischen Zentralbank, die immer noch sehr zögerlich agieren, lassen die Notenbanken nun keinen Zweifel mehr aufkommen, dass sie der Inflationsbekämpfung erste Priorität einräumen. Vor allem die Schweizerische Nationalbank (SNB) überraschte, als sie am 16. Juni 2022 den Leitzins um 50 Basispunkte auf nun -0.25% anhob. Zum ersten Mal seit fast fünfzehn Jahren strafft die SNB ihre geldpolitische Ausrichtung. Um die Inflationsentwicklung in der Schweiz zu dämpfen, lässt die SNB zudem eine gewisse Aufwertung des Frankens zu. Der Zinsschritt kommt auch deswegen überraschend, weil die negative Zinsdifferenz zur Eurozone als Instrument genutzt wurde, um der Aufwertung des Frankens entgegenzuwirken. Die Zinsdifferenz wird nun kurzfristig verringert, da die Frankfurter Währungshüter erst im Juli eine Zinserhöhung vornehmen werden. Die Schweizer Nationalbank ist durch ihren mutigen Entscheid flexibler und unabhängiger von der Europäischen Zentralbank geworden.
China setzt weiter auf „Zero Covid“
Die chinesische Regierung hält eisern an ihrer Zero-Covid-Strategie fest. Sie nimmt dabei wirtschaftliche Schäden und einen wachsenden Unmut in der Bevölkerung in Kauf. Fünf Tage sollte der Lockdown in Shanghai ursprünglich dauern. Am Ende waren es fast zwei Monate. Seit Anfang Juni kommt das Leben in der Wirtschaftsmetropole wieder in die Gänge, doch von Normalität kann keine Rede sein. Eine Covid-Infektion genügt, damit ganze Wohnsiedlungen abgeriegelt und Restaurants geschlossen werden. Dabei ist die Zahl der Infektionen in China lächerlich gering im Vergleich mit den meisten anderen Ländern. Die Regierung von Präsident Xi Jinping aber hält an ihrer Strategie fest. Dies hat handfeste Gründe. Man fürchtet zahlreiche Todesfälle und ein überlastetes Gesundheitswesen, wenn man das Virus gewähren lässt. Es geht aber auch um das Prestige. Mit Zero Covid will die Kommunistische Partei die Überlegenheit ihres Systems aufzeigen, besonders gegenüber den USA, die mittlerweile mehr als eine Million Corona-Tote zu verzeichnen haben. Wirtschaftlicher Erfolg galt lange als oberste Maxime der chinesischen Regierung, um ihre autoritäre Herrschaft zu legitimieren. Dies wird mit „Zero Covid“ in Frage gestellt, denn der lange Lockdown in Shanghai und der damit verbundene Warenstau im Hafen hat nicht nur die globalen Lieferketten gestört, sondern auch die heimische Wirtschaft geschädigt. Im Mai kam es zu einer Erholung, doch das von der Regierung in diesem Jahr definierte Wachstum von 5.5 Prozent gilt als unerreichbar. Ausländische Firmen werden sich kaum aus dem lukrativen chinesischen Markt zurückziehen, aber sie zögern mit neuen Investitionen. Und sie suchen nach Alternativen in Ländern wie Indien und Vietnam.
Standardportfolio mit historischem Verlust
Werfen wir einen Blick auf ein ausgewogenes Portfolio; 60% Aktien, 40% Anleihen. Diese einfache Vermögensaufteilung hat sich über Jahrzehnte bewährt, weil fallende Aktienkurse im Abschwung von haussierenden Anleihen aufgefangen wurden. Daran orientierten sich Pensionskassen und zahlreiche Vermögensmandate. Das 60% / 40% Portfolio gilt als Musterlösung eines klassisch diversifizierten Portfolios. Doch vor den Auswirkungen einer aufkeimenden Inflation ist auch das 60% / 40% Portfolio nicht gefeit. Aktien haben gemessen am Weltindex von MSCI seit Anfang Jahr über 20% eingebüsst. Obligationen haben gemessen am Global Aggregate Bond Index von Bloomberg 15% verloren. Die Folge davon: Das Standartportfolio aus 60% Aktien und 40% Obligationen hat rund 20% an Wert verloren.
Quintessenz: Abkühlung, aber kein Einbruch der Konjunktur
Die Stagflationsrisiken haben sich erhöht, aber die Signale, welche uns die Preise senden, sind nach wie vor durch die pandemiebedingten Lieferengpässe und den Ukraine-Krieg verzerrt. Die Daten aus den Unternehmensumfragen deuten weiterhin auf eine Abkühlung, aber keinen Einbruch der Konjunktur hin. Eine straffere Geldpolitik und ein schwächeres Wachstum braucht es, damit die Inflationserwartungen nicht aus dem Ruder laufen. Die Finanzmärkte bleiben daher volatil – insbesondere in der Eurozone und USA. Global betrachtet, und weil die EZB nun die Inflation konkreter ins Visier genommen hat, rechnen wir mit einem sich stabilisierenden Anlageumfeld. Die Aktienmärkte haben bereits eine deutliche Korrekturphase hinter sich und die Bewertungen auf globaler Ebene notieren mittlerweile leicht unter dem langjährigen Durchschnitt. Wir haben die aktuelle Marktlage für dosierte Zu- und Neukäufe genutzt. Bis zum Start der Berichtssaison dauert es noch eine Weile und bis dahin werden die Konjunkturdaten den Ton angeben.
Indizes per 30.06.2022 (in CHF)
SLI Swiss Leader – 20.48 %
EURO Stoxx 50 – 22.48 %
Nikkei 225 – 18.99 %
S&P 500 – 16.91 %
FTSE 100 – 8.70 %
EUR/CHF – 3.38 %
USD/CHF + 4.85 %
Gold CHF/OZ + 3.81 %
WTI Crude Oil/USD (in CHF) + 47.12 %